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Gewalt

Missbrauch


mit freundlicher Genehmigung von Kunst und Therapie
Die Auswirkung von Gewalt im frühen Kindesalter
" Gewalterfahrungen in der Kindheit
" Gewalt in Beziehungen
" Das Umfeld schweigt
" Totale Abhängigkeit
" Gewalt gegen Kinder
" Schläge für die Seele
" Sexueller Missbrauch
" Nein sagen lernen
" Allgemeine Abwehrmechanismen
" Die Spätfolgen von sexuellem Missbrauch
" Die Retraumatisierung Betroffener durch Behörden und Gerichte
"

Gewalterfahrungen in der Kindheit
Jeder, der nur einmal in seinem Leben extreme Gewalt erleben musste, kann dieses Geschehen so gut wie nie vergessen, weder als Beobachter geschweige denn als Betroffener. Immer ist solch ein Erlebnis mit erheblichen Bemühungen verknüpft, das Geschehene in das eigene Leben zu integrieren. Manche schaffen die Rückkehr ins "normale" Leben nach lebensbedrohlichen Ereignissen mit der Hilfe von Familienangehörigen oder Freunden ohne professionelle Hilfe. Andere spalten das Erlebte ab - das Geschehnis hat quasi nicht stattgefunden. Oft wird es so weit abgespalten, dass der Betroffene das Erlebte über Jahre vergisst, bis es durch einen Auslöser wieder ins Bewusstsein zurück katapultiert wird. Andere behalten es im Gedächtnis, haben jedoch keinen Bezug mehr dazu, stehen quasi "neben" sich. Bei allen ist die Lebensqualität deutlich über einen mehr oder weniger langen Zeitraum beeinträchtigt. Viele jedoch brauchen professionelle Hilfe, um mit den seelischen Folgen der Gewalterfahrung fertig zu werden.
Wenn nun Erwachsene schon ernsthafte Probleme mit Gewalterfahrung haben, so gilt das in verstärktem Maße für Kinder. Kinder sind der Gewalt schutzlos ausgeliefert, v.a. da die meiste Gewalt innerhalb der Familie passiert. Sätze wie "Familienangelegenheiten werden nicht nach draußen getragen", "den Eltern hat man immer zu gehorchen" oder "du musst Vater und Mutter lieben" oder gar "wenn du was sagst, bringe ich dich um" lassen den Kindern kaum eine Möglichkeit sich außerhalb Hilfe zu holen und das Geheimnis aufzudecken. Zwar ist sexueller Missbrauch das Thema in der öffentlichen Diskussion geworden, und die Zeitungen bringen fast jeden Tag einen Bericht über Kinderschänder.
Über die Täter wird sich lang und breit ausgelassen, die Opfer sind jedoch schon nach kurzer Zeit sich selbst überlassen und müssen sich mit Sätzen herumschlagen wie "das ist doch vorbei", "wie lange willst du dich denn damit noch befassen, blick nach vorn, vergiss es, kümmere dich um uns, wir sind auch noch da" oder " wie lange willst du eigentlich Therapie machen, so langsam muss es doch genug sein" usw. Daraus resultiert eine erneute Traumatisierung der Betroffenen, eine Art Wiederholung der Missbrauchszene, die wiederum von der Außenwelt nicht wahrgenommen wird und es ihr so ermöglicht, sich nicht mit den Ängsten und dem Schmerz der Opfer auseinander setzen zu müssen.
Da die meisten Taten innerhalb des "Schutzes der Familie" stattfinden, werden sie auch nur selten aufgedeckt. Kinder sind also gezwungen eine Überlebenstaktik lernen und zu verinnerlichen, die es ihnen ermöglicht nach außen mehr oder weniger gut zu funktionieren, die erfahrene Gewalt zu vertuschen und ihre Peiniger weiter zu "lieben". Um dieses Dilemma zu lösen, stellt das Kind die Verhältnisse auf den Kopf und gibt sich selbst die Schuld an dem Missbrauch und der erlittenen Gewalt. Da zudem Inzest selbst in der Familie im "Verborgenen" geschieht - die anderen Familienmitglieder also offiziell "nichts mitbekommen" - kann das Kind zusätzlich seiner Wahrnehmung nicht trauen und auch kein Vertrauen zu anderen Personen aufbauen. Die sich immer wiederholenden lebensbedrohlichen und nicht vermeidbaren Geschehnisse führen dazu, dass das Kind anfängt zu dissoziieren, die Ereignisse werden abgespalten und bei weiterer fortdauernden Traumatisierungen können so
alternierende "Persönlichkeitsanteile" oder sogar "selbständige Persönlichkeiten" entstehen.
Dies ist eine von vielen Möglichkeiten, mit dem Trauma umzugehen. Oft wird das Geschehene einfach aus dem Bewusstsein verdrängt, im wahrsten Sinne des Wortes vergessen.
Gewalt in Beziehungen
Missbrauch in der Familie kommt häufiger vor, als die meisten Menschen annehmen würden. Betroffene finden sich in allen Altersgruppen - vom Säugling bis zum Senior - und in allen sozialen und Einkommensschichten.
Missbrauch in Beziehungen hat viele Gesichter und reicht von Mangel an Respekt für die Integrität und Bedürfnisse des Partners, der Partnerin oder eines Kindes bis hin zu schwerer sexueller und körperlicher Gewalt. In der überwiegenden Mehrheit der Fälle geht häusliche Gewalt von Männern aus, doch befinden sich unter den Tätern auch Frauen.
Missbrauch im familiären Rahmen kann im Lauf der Zeit Identität und Selbstachtung der betroffenen Person vollständig untergraben.
Obwohl die Verletzungen durch seelischen Missbrauch nicht so offenkundig sind wie die Folgen körperlicher oder sexueller Gewalt, sind sie keineswegs weniger traumatisch. Meistens geht seelischer Missbrauch in einer Familie mit körperlichen und/oder sexuellen Übergriffen einher. Seelischer Missbrauch kann sich äußern in Einschüchterung durch Blicke, Gesten, Schreien, das Umherwerfen mit Gegenständen, durch die mutwillige Beschädigung oder Zerstörung von Gegenständen im Besitz des Opfers, Drohungen, Versuche, das Opfer von Freunden und Verwandten zu isolieren und bewusstes Herstellen wirtschaftlicher Abhängigkeit.
Für das Phänomen der Gewalt in Beziehungen gibt es eine voneinander abhängiger Faktoren.
So fehlt es an der Einsicht, dass verbale und körperliche Gewalt erlernte und daher auch verlernbare Verhaltensweisen sind, die von Eltern, Großeltern, Verwandten oder Freunden übernommen werden. Auch die ständige Zurschaustellung gewalttätigen Verhaltens in den Unterhaltungsmedien und im Sport hat nach Meinung zahlreicher Experten "Vorbild-Wirkung. Es ist vielen Menschen nicht hinreichend klar, dass die Funktion des Missbrauchs für den Täter oft darin besteht, emotionalen Stress abzubauen und als Mechanismus zur Verteidigung seiner Machtposition und Kontrolle in der Beziehung dient. Sehr oft ist das zerstörerische Verhalten begleitet von Alkohol und/oder Drogenmissbrauch.
Das Umfeld schweigt
Da die Umgebung betroffener Familien sehr oft ihre Augen vor dem Missbrauch verschließt - um sich nicht "in fremde Angelegenheiten einzumischen", sich nicht "wichtig zu machen" oder die peinliche Situation einer öffentlichen Aufdeckung zu vermeiden - kann nur in einem Bruchteil der Fälle etwas zum Schutz der Opfer geschehen. Die Opfer selbst fühlen sich vielfach emotional und existentiell auf den Zusammenhalt der Familie angewiesen und unternehmen daher nichts, um ihre Lage zu verändern.
Die meisten von ihren Partnern seelisch missbrauchten, geprügelten oder zum Sex genötigten Frauen bezahlen mit schweren Verletzungen des Selbstwertgefühls. Viele meinen, an ihrer Not selbst schuld zu tragen, weil sie als Frauen versagt hätten. Manche glauben gar, die Misshandlungen verdient zu haben. Sehr oft leben sie in der Vorstellung, es sei ihre Pflicht, die Familie, koste es was es wolle, zusammenzuhalten. Um der Kinder willen harren sie aus und entscheiden sich erst zum Bruch mit dem Täter, wenn der sich auch gegen die Kinder wendet.
Es kann sein, dass die Betroffenen sich überhaupt keine Hilfe von der Gesellschaft erwarten und, im Gegenteil, glauben, es würde ihnen zum Vorwurf gemacht werden, die Gewalt provoziert oder akzeptiert zu haben. In diesem Zusammenhang hat die von Psychologen oft geäußerte These, die Opfer würden in der Gewaltdynamik unbewusst mitwirken, katastrophale Auswirkungen. Sie entlastet die Täter und unterstellt den ohnehin durch Schuldgefühle belasteten Opfern Mitschuld.
Totale Abhängigkeit
Gelingt es dem Partner, die Frau von ihrer Familie und ihren Freunden zu isolieren, so vermehrt er dadurch seine Macht und Kontrolle über ihr Leben. Zumal die Opfer sehr oft von ihrem Mann finanziell völlig abhängig sind und, falls sie ihn verlassen, damit rechnen müssen, mittellos dazustehen. Hat sich die Frau jung gebunden, bald Kinder bekommen und sich auf deren Aufzucht konzentriert, so ist sie mit großer Wahrscheinlichkeit nicht ausreichend qualifiziert, um sich nach einer Trennung gleich in der Arbeitswelt zu behaupten und selbst für ihre Kinder zu sorgen. Da sie sich auch nicht vorstellen kann, wohin sie dann mit den Kindern gehen könnte, sieht sie darin auch keine Alternative. Zudem kann es für eine Frau bedrohlich werden, wenn sie aus einer gewaltgeladenen Beziehung ausbrechen möchte. Morddrohungen sind in solchen Situationen eher die Regel denn die Ausnahme.
Die meisten Opfer wünschen sich ein Ende der Gewalt, aber kein Ende der Beziehung. Erst die allergrößte Verzweiflung treibt sie aus ihrem Heim, nachdem sie zuvor auf vielfältige Weise versucht haben, dem Missbrauch ein Ende zu setzen. Gebildete Frauen scheinen unter der Erniedrigung, den Prügeln und dem Missbrauch am meisten zu leiden. Sie sind daher am wenigsten bereit, sich mit ihrer Not jemandem anzuvertrauen und Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Die Täter sind in allen Gruppen und Schichten der Gesellschaft gleichermaßen zu finden. Obwohl es ein "Profil" des typischen missbrauchenden Mannes nicht gibt, können verschiedene Verhaltensweisen in diese Richtung deuten. Die betreffenden Männer streiten häufig ab, dass es in ihrer Familie Gewalt gibt oder dass diese den Opfern und anderen Familienmitgliedern schaden könnte. Extreme Besitzansprüche und Eifersucht, die zur Isolierung der Frau von Familie und Freunden führen, wären ebenso Hinweise wie ein starkes Verhaftetsein im traditionellen männlichen Rollenbild. Eine betont negative Haltung gegenüber Frauen sollte auch zu denken geben. Häufig wird die Schuld an den Entgleisungen auf den Einfluss von Stress, Alkohol, Drogen oder das Verhalten der Frauen geschoben.
In den seltenen Fällen, wo Männer Opfer von Gewalt werden, sind die Chancen sehr gering, dass sie sich an die Außenwelt um Hilfe wenden.
Gewalt gegen Kinder
Auch eine große Zahl von Kindern ist in ihrem Heim, das für sie der sicherste Ort überhaupt sein sollte, Gewalt und Missbrauch ausgesetzt. Jedes zweite Kind bezieht Schläge von den Eltern, jedes dritte Mädchen und jeder siebente Junge haben sexuelle Misshandlungen zu erdulden. Kinder, die in einer gewalttätigen Atmosphäre aufwachsen, haben ein sechsmal höheres Selbstmordrisiko, ein 24-mal höheres Risiko, Opfer sexueller Übergriffe zu werden, ein 60-mal höheres Risiko, kriminelle Taten zu setzen und ein 1000-mal höheres Risiko, selbst zu Gewalttätern in der Familie zu werden.
Keine soziale Schicht kann sich rühmen, frei von Gewalt gegen Kinder zu sein. Doch lässt sich ein Zusammenhang mit Alkohol- und Drogenmissbrauch, mangelnder Erziehungskompetenz, finanziellen Problemen und einer gewalttätigen Vorgeschichte der betreffenden Familie herstellen. Bei Kindern kommt zusätzlich zur seelischen, körperlichen und sexuellen Gewalt noch die Vernachlässigung als vierte Kategorie der Misshandlung ins Spiel.
Körperliche Vernachlässigung macht Babys und Kleinkindern besonders zu schaffen. Wenn ihre Eltern sie mangelhaft ernähren und pflegen, empfinden sie das als elementare Bedrohung ihrer Lebensfähigkeit. Diese Kinder bleiben häufig in der Entwicklung zurück. In gesicherten materiellen Verhältnissen ist das Gegenstück zur Vernachlässigung eine seelische Vereinsamung, weil die Kinder zu isoliert und mit nur wenig Kontakt zu Kindern aufwachsen. In der Schule, wo sie mit anderen Kindern auskommen sollten, leiden sie dann unter den Folgen ihrer mangelhaften Sozialisierung.
Schläge für die Seele
Wenn in einer Familie nur mehr die Aggression regiert, so legen fast alle Kinder früher oder später ein auffälliges Verhalten an den Tag. Sie werden still, apathisch, furchtsam und ziehen sich in sich selbst zurück oder reagieren mit Hyperaktivität und besonders forschem Auftreten. Es mangelt ihnen an Konzentrationsfähigkeit und sie neigen zu überaggressivem Verhalten. In der Kindheit versuchen sie, die trotz allem geliebten Eltern zu schützen und errichten eine Mauer des Schweigens um ihre Erfahrungen. In der Pubertät wenden sie sich dann vielfach gegen das Elternhaus, kommen oft nicht nach Hause und schwänzen Schule. Durch dieses Verhalten wird oft eine Eskalation der Gewalt ausgelöst.
So wie körperliche Misshandlung schlägt auch die seelische Gewalt tiefe Wunden, die sich während des ganzen späteren Erwachsenenlebens emotional hemmend und für das Selbstvertrauen destruktiv auswirken können. Tatsächlich ist sie Bestandteil vieler überkommener "Erziehungsmaßnahmen", die bis vor noch nicht allzu langer Zeit auch von Pädagogen vertreten wurden. Einsperren, Drohen, Nichtbeachten, Schweigen, Verweigerung von Trost fallen in dieses Repertoire des Liebesentzuges. Inzwischen ist klar geworden, dass Ablehnung und Abwertung bei Kindern schweren emotionalen Schaden anrichten kann. Aber nicht nur Eltern, auch Lehrer und andere Erziehungspersonen machen sich schuldig, wenn sie Kinder und Jugendliche verbal herabwürdigen, beschämen, bedrohen, einschüchtern, ihnen Schuldgefühle einreden und ihnen mit unfairer Kritik und Sarkasmus die Freude am Leben und Lernen rauben.
Menschen, die in ihrer Kindheit und Jugend emotional oder körperlich gezüchtigt wurden, entwickeln sich zu Erwachsenen, die sich durch die Augen der Misshandler sehen. Selbst wenn sie sich gegen das ihnen geschehene Unrecht aufgelehnt haben, besetzen diese als strafende Instanzen zuletzt das Über-Ich. Die Betroffenen haben oft Schwierigkeiten, gesunde intime Beziehungen zu entwickeln. Manche verfallen in antisoziale Verhaltensweisen, die sie noch weiter isolieren.
Sexueller Missbrauch
Katastrophale Folgen für die Kinderseele haben Erlebnisse sexuellen Missbrauchs. Inzest, Vergewaltigung oder die Beteiligung an pornografischen Aktivitäten führen oft zu Angsterkrankungen und Depressionen. In manchen Fällen zeigen sich die Symptome sexuellen Missbrauchs erst im Erwachsenenalter.
Verschärft wird die Problematik des sexuellen Missbrauchs an Kindern und Jugendlichen meistens dadurch, dass es sich nicht um einmalige Erlebnisse mit fremden Tätern handelt. Da die Schuldigen überwiegend im engen Bekannten- oder Familienkreis des Opfers zu suchen sind, leben die betroffenen Heranwachsenden in einer Situation chronischer Bedrohung ihrer innersten Sphäre. Obwohl ihnen durchaus bewusst ist, dass sie Opfer einer schwer wiegenden Verletzung der Beziehungsregeln sind, weihen viele Kinder und Jugendliche aus Scham oder Loyalität zur Familie niemanden in ihr Leid ein. Falls sie in einem Abhängigkeitsverhältnis zum missbrauchenden Erwachsenen stehen, fürchten die Opfer, durch Enthüllung der Tatsachen ihre Lebensgrundlage zu zerstören. Auch Angst vor Bestrafung kann eine Rolle spielen, zumal das Opfer sich über den seelischen Mechanismus der Identifikation mit dem Aggressor oft selbst in eine Komplizenrolle hineindenkt und sich mit schuldig fühlt.
Heranwachsende haben das Bedürfnis, ihre Attraktivität zu erproben. Erwachsene Bezugspersonen sollten das jedoch niemals als sexuelle Herausforderung verstehen. Während es falsch wäre, dem Kind dieses Verhalten abgewöhnen zu wollen oder ihm die Anerkennung zu versagen, darf die Grenze zur Sexualität nicht überschritten werden. Das geschieht aber, wenn der Erwachsene die Intimgrenzen des Kindes missachtet oder es benutzt, um seine Bedürfnisse zu befriedigen. Jeder Erwachsene, der sich von einem Kind sexuell angezogen fühlt, hat gravierende Probleme mit seiner Persönlichkeit und sollte dringend professionelle Hilfe suchen.
Wer sexuellen Missbrauch in seiner Umgebung entdeckt, wird alleine kaum eine Lösung herbeiführen können. Doch gilt in jedem Fall: Vor allem das betroffene Kind braucht Hilfe. Dafür gibt es eigene Beratungsstellen oder das Jugendamt. Speziell ausgebildete Fachkräfte sind nötig, um das Kind auf den Weg in ein neues Dasein jenseits seiner verletzten Integrität zu führen.
Nein sagen lernen
Kinder sollten schon früh lernen, sich gegen Übergriffe jeder Art zu schützen. Die Voraussetzung dafür ist eine gesunde Integrität, deren Entwicklung durch unterstützendes, ermutigendes Verhalten der Eltern gefördert werden kann. Kinder sollen ein Gespür dafür entwickeln, welche Situationen potenziell gefährlich sind. Seelisch gesunde Kinder verfügen über das zuverlässige Signal des Widerwillens gegen Grenzüberschreitungen und die Fähigkeit Nein zu sagen. Scheinbar zufällige Blicke oder unabsichtliche Berührungen können in Wahrheit sexuelle Belästigungen sein. Ein nicht integritätsverletztes Kind spürt genau die schädliche Absicht und kann durch Ablehnung wirksam darauf reagieren.
Rat und Hilfe in Konfliktsituationen
Von außen kommende Hilfe für betroffene Männer und Frauen und Kinder ist meist die einzige Chance, ihrem Martyrium in einer Beziehung, die von Gewalt dominiert wird, ein Ende zu setzen. Als erste Verhaltensregel für die Opfer häuslicher Gewalt gilt, sich vor dem Täter in Sicherheit zu bringen und an einen Ort zu begeben, wo er oder sie das Opfer nicht finden kann. Das kann ein Frauenhaus sein, aber auch bei Freunden, Bekannten oder Verwandten, auf die der Partner oder die Partnerin nicht kommen würde. Gewaltgefährdete Kinder sollten möglichst nicht zurückgelassen werden. Der nächste Schritt ist, sich zu informieren, welche Möglichkeiten bestehen, von außen Hilfe zu bekommen. Frauenhäuser, aber auch gemeindeeigene Informationsstellen und Kriseninterventionsstellen in größeren Städten helfen hier weiter.
Wenn sich in einer Beziehung ein Klima der Gewalt eingeschlichen hat, so wird in vielen Fällen, besonders wenn der Täter sich zu keiner Therapie bereit findet, die einzige Lösung in einer dauerhafte Trennung oder, bei einer Ehe, in einer Scheidung bestehen.
Aber auch wenn die Situation nicht eskaliert, kann in einer Paarbeziehung ein Punkt erreicht werden, wo die Partner allein nicht mehr weiterwissen. Ob Sprachlosigkeit oder Konflikte - beides kann über längere Zeit einen kaum erträglichen Leidensdruck verursachen. Da schwindet die Lebensfreude und die Leistungsfähigkeit nimmt ab, die Kinder - falls vorhanden - spüren, dass etwas nicht stimmt und reagieren mit Schulproblemen, Hyperaktivität oder anderen Symptomen, und die Partnerschaft kann zu einem Gefängnis werden mit dicken Mauern, die das "wahre Leben" von den Insassen wirksam fernhalten.
In diesem Stadium ist es höchste Zeit, Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Das kann geschehen, indem die Partner sich an eine Familien- oder Eheberatungsstelle oder einen guten Therapeuten wenden, wo ihnen geholfen wird, ihren Wust von Missverständnissen und ungelösten Problemen auseinander zuklauben.
Allgemeine Abwehrmechanismen
In diesem Kapitel möchte ich allgemeine Formen und Arten der Abwehrmechanismen kurz benennen.
Das Konzept der Abwehr gehört u. a. zu den kliniknahen Konzepten der Psychoanalyse. Es bezieht sich auf Phänomene, die zu beobachten und relativ leicht zu erschließen sind. Jeder Mensch setzt Abwehrmechanismen ein.
Die Abwehrmechanismen können zu den Ich-Funktionen gerechnet werden. Zu den Ich-Funktionen gehören z. B. die Realitätsüberprüfung, die Impulskontrolle, die Affekttoleranz. Wird eine Ich-Funktion zur Abwehr eingesetzt, bekommt sie einen neuen Namen (z. B. die Ich-Funktion des Abstrahierens wird dann Intellektualisieren genannt). Mehrere Abwehrmechanismen zusammen können eine "Abwehrformation" bilden.
Der Begriff der Abwehrmechanismen kennzeichnet unbewusste Strategien der psychischen Abwehr, die sich im Verlauf der persönlichen Entwicklung herausbilden, verfestigen und allmählich zum festen Bestandteil an Verhaltensmustern gehören, die der Erwachsene im Umgang mit unangenehmen oder bedrohlichen Erfahrungen
macht."-
Abwehrmechanismen
" Ausagieren: impulsives Handeln ohne Rücksicht auf mögliche Folgen
" Autistisches Phantasieren: Tagträumen anstelle konkreter sozialer Kontakte, Handlungen oder Problemlösungsversuche
" Verleugnung: Nichtanerkennen bestimmter Aspekte der Realität, die für andere offensichtlich sind
" Leugnung der Realität, Abwertung, der eigenen Person oder anderen in übertriebener Weise negative Eigenschaften zuschreiben
" Verschiebung: Verlagerung von Gefühlen oder Reaktionen auf bedrohliche Objekte oder Ereignisse auf andere ähnliche bzw. weniger bedrohliche
" Idealisierung: die übertriebene Hervorkehrung positiver Eigenschaften in bezug auf die eigene Person oder andere
" Intellektualisierung: übertriebene Bevorzugung abstrakter Denkweisen zur Vermeidung von Gefühlen
" Isolierung: die Ausklammerung von Gefühlskomponenten im aktuellen Erlebnisbezug
" Passive Aggression: indirekte Äußerungen der Aggressivität gegen andere ohne aggressive Handlungen
" Projektion: sich in Unterstellungen äußernde Übertragung eigener tabuisierter Gefühle und Triebimpulse auf andere
" Rationalisierung: die positive Darstellung bzw. Rechtfertigung des eigenen oder des Verhaltens anderer durch in sich geschlossene, jedoch unkorrekte Erklärungen
" Reaktionsbildung: das Ersetzen eigener Gefühle, Beweggründe oder Gedanken durch solche mit entgegengesetzter Bedeutung
" Verdrängung: störende Wünsche, Gedanken, Gefühle oder Erfahrungen nicht vergegenwärtigen bzw. erinnern
" Somatisierung: die angesichts gegebener Anfälligkeit unverhältnismäßige Beschäftigung mit Körpersymptomen
" Spaltung: sich selbst oder andere als durchgängig oder alternierend 'gut' oder 'schlecht' ansehen, ohne positive oder negative Eigenschaften im einzelnen in ein Persönlichkeitsbild integrieren zu können
" Unterdrückung: über störende Probleme, Gefühle, Wünsche oder Erfahrungen wird nicht weiter nachgedacht
" Ungeschehenmachen: sich in Verhaltensweisen ergehen, die auf symbolische Weise zum Ausdruck bringen, man wolle unangenehme oder negative Gefühle, Gedanken oder Handlungen ausgleichen."
" Dissoziieren: Abspalten von Erinnerungen, Aufspaltung in Persönlichkeitsanteilen
" selbstverletzendes Verhalten
Die Mechanismen Projektion, Spaltung und Ausagieren zählen stets zu den unangepassten Abwehrmechanismen, während die übrigen Mechanismen sowohl unangepasst als auch angepasst wirksam werden können.
Die Spätfolgen von sexuellem Missbrauch
Die Langzeitfolgen von Missbrauchsopfern können sehr weitreichend sein. Es durchdringt alles: Das Selbstgefühl, nahe Beziehungen, Vertrauen, Sexualität, das Arbeitsleben und auch die geistige Gesundheit. Die Auswirkungen können verheerend sein, aber sie müssen nicht unheilbar sein.
Häufige und mögliche Spätfolgen, unter denen die mittlerweile "erwachsen gewordenen Kinder" leiden sind:
" -Angst / Angststörungen
" -Depressionen
" -Essstörungen
" -Schlafstörungen
" -Persönlichkeitsstörungen
" -Sexualprobleme, Sadomasochismus
" -Störungen im Hygieneverhalten
" -SVV (Selbstverletzende Verhaltensweisen)
" -Gewalttätigkeit, Wutausbrüche
" -Dissoziative Symptome
" -psychogene Amnesie
" -psychosomatisch/vegetative Erkrankungen
" -unkwirklichkeitsgefühle (Depersonalisierung)
" -Abhängigkeiten
" -Suizidversuche/gedanken
" -Zwänge
Überlebensstrategien:
Jedes Kind entwickelt eine Überlebens-Strategie, um mit der seelischen Erschütterung des Missbrauchs fertig zu werden. Das ist ein wunderbarer und gnädiger Schutzmechanismus der Seele. Abwehrmechanismen des Ich. Dazu zählen :
" Selbstverletzendes Verhalten
" Bagatellisierung
" Introjektion
" Isolierung
" Kompensation
" Konversion
" Projektion
" Rationalisierung
" Reaktion
" Regression
" Skotomisation
" Sublimation
" Substition
" Verdrängung
" Dissoziation
Weitere Abwehrmechanismen sind:
Selbstverletzendes Verhalten:
Selbstverletzendes Verhalten beschreibt ein Verhalten, das eine physische Verletzung des eigenen Körpers schafft. Die Schädigungen umfassen alle Verletzungsgrade, können durchaus lebensgefährlich sein.
Es tritt als Reaktion der wirklichen oder auch nur scheinbar drohenden Minderung der eigenen Macht in Erscheinung. (Selbsthass, Selbstschädigung, Selbstmord, Masochismus):
"Wenn mein Blut fließt, lässt der innere Druck nach."
"Wenn ich mein Blut sehe, weiß ich, dass ich noch lebe."
Selbstzerstörung hat ganz viele Gesichter, nicht nur blutige. Süchte aller Art dienen genauso der Selbstzerstörung wie gewalttätige Beziehungen, in der ich einen anderen mich prügeln und verletzen lasse .
Bagatellisierung:
Diese Verharmlosung heißt, sich selbst und auch anderen vorzumachen, was Dir angetan wurde, sei "eigentlich gar nicht so schlimm gewesen".
Das Geschehen wird einfach heruntergespielt - ein Selbstbetrug - um die erlittenen Qual nicht in seinem ganzen Ausmaß fassen zu müssen:
"Ich musste meinem Vater immer an seinem Ding küssen - na und , was soll's, hat mir schließlich nicht wehgetan."
"Natürlich habe ich eine gute Kindheit gehabt, mein Vater hat lediglich meine Mutter jeden Tag vor meinen Augen verprügelt. Ich selbst bin nicht misshandelt worden."
Introjektion:
Ist die Annahme fremder Anschauungen, ähnlich einer Identifikation .
Ein äußeres Objekt wird verinnerlicht und stellt so den Gegensatz der Projektion dar. Die Introjektion steht auch im Gegensatz zur Verdrängung, wo das Objekt ins Unbewusste versinkt und nicht innen als eigener Anteil aufgenommen wird.
Isolierung:
Ein Gedanke oder ein Verhalten wird isoliert.
Die Verbindung zu sonstigen Gedanken und dem übrigen Verhalten wird abgebrochen.
Kompensation:
Heißt Ersatz, Ausgleich für psychische Mängel herstellen, um sich vollwertig zu fühlen.
Das geht durch " So-tun-als-ob " oder auch durch Kokettieren mit dem Mangel.
Konversion:
Das ist die Umsetzung seelischer Konflikte in körperliche Symptome, Konfliktersatz.
Zur Beantwortung der Frage : Körper, was willst Du mir sagen ? hilft sicherlich das Buch : "Krankheit als Weg"
Projektion:
Darunter verstehen wir das unbewusste Verlegen der Innenvorgänge nach außen. Hier werden eigene Wünsche, Fehler, Schuld - oder ähnliche Gefühle auf andere Personen, Situationen oder auch Gegenstände verlagert.
Diese (fälschliche) Wahrnehmung hilft in der Regel, die innen erlebte Angst zu verringern.
( "Unschuldig erwählte Projektionsobjekte" haben übrigens wenig Chancen, sich dagegen zu wehren ...)
Rationalisierung:
Verstandesmäßiges Rechtfertigen eines Verhaltens (Innere Ausrede).
Wahre, aber nicht eingestandene (verbotene) Dinge werden durch unwahre, aber erlaubte, ersetzt. Hier werden Vernunftgründe gesucht, die das Geschehene "begreiflich" und damit erträglicher machen sollen. Das Unfassbare wird "weg - erklärt" und der Täter oder die Täterin In der Regel entschuldigt:
"Das hat er/sie doch nicht so gemeint."
"Er/Sie wusste doch gar nicht wirklich, was er/sie da tat."
"Meine Mutter war ja schließlich auch nie zuhause, wenn "ER" sie brauchte."
"Er/Sie hat mir doch auch gar nicht wehgetan, wollte sicher nur lieb sein."
"Er/Sie konnte nichts dafür, hatte ja ein Alkoholproblem."
"Meine Mutter war einfach überfordert mit so vielen Kindern."
"Mein Vater hatte so eine schlimme Kindheit, er konnte einfach keine Liebe geben." usw.
Du suchst Puzzlesteine, liest Bücher wie: "Väter als Täter" , wirst zum Kriminalisten, der herausfinden muss: "Warum hat dieser" arme, kranke Mensch "das wohl getan, tun müssen?" Du konzentrierst Dich auf die Beweggründe des Täters oder der Täterin, versuchst ,zu verstehen, zu verzeihen - anstatt die eigenen Gefühle zuzulassen.
Reaktion:
ist eine Gegenwirkung auf die erlebte Traumasituation in Form einer entgegengesetzten Verhaltenweise .
So wird z.B. ein ursprünglich starker Hass gegen eine Person durch eine überzärtliche Liebe ersetzt , oder eine ursprüngliche Schmutzlust durch eine übertriebene Reinlichkeit.
Die normale Verdrängung reicht hier nicht aus, sondern muss durch Hinzuziehen gegenteiliger Impulse weitere Verstärkung haben.
Regression:
Ist das Zurückfallen in eine frühere Entwicklungsstufe als Folge eines schweren Traumas. (Kleinkind- oder babyhaftes Verhalten)
Skotomisation oder Ungeschehen-Machen:
Ist das Nichtsehen der oder eines Teils der Realität, Realitätsleugnung.
Das, was dir als Kind angetan wurde, ist einfach nicht passiert, basta! Nur lange genug ignorieren - dann ist es weg . Das gleicht einer Selbsthypnose und ist eine bewusste Verdrängung.
Sublimation:
Ist die Fähigkeit, einen Verzicht auf verpönte Triebe und Wünsche hervorbringen zu können.
Neutralisierung der psycho- sexuellen Energie: Diese Energie wird statt dessen anderweitig, neutral, eingesetzt.
Substition:
An die Stelle setzen . Ersetzen des ursprünglichen Objektes durch ein Ersatzobjekt.
Eine gegen eine bestimmte Person gerichtete Aggression wird z.B. an einem Ersatzobjekt entladen - einer anderen Person, die einfach an die "Stelle" gesetzt wird - "Ersatz" kann aber auch die eigene Person sein .
Andererseits kann auch eine gegen sich selbst gerichtete Aggression auf ein äußeres Objekt umgeleitet und durch einen Sündenbock ersetzt werden.
Verdrängung:
Eine leise Ahnung bohrt sich irgendwann aus dem Unterbewusstsein nach oben , ein komisches Gefühl oder irgendein "Schlüsselerlebnis", ein Gesicht, ein Geruch, eine Melodie, eine Farbe, der Absatz in einem Buch, ein Film, ein Foto, oder nur ein einziges bestimmtes Wort - erinnert , wie aus heiterem Himmel, an etwas aus längst vergangener Kinderzeit und da tauchen sie plötzlich vor deinen Augen auf die Bilder von dem, was dir als Kind angetan wurde, da spürst du sie plötzlich in allen Poren, die Gefühle, die du damals gefühlt. du zweifelst an deinem Verstand, "So etwas Schlimmes kann man doch nicht einfach vergessen" Doch - gerade, weil es so schlimm war! Verdrängung steht im Gegensatz zu einem bewusst gewollten Wegschieben von schmerzhaften Erinnerungen.
Vergessen ist ein gnädiger Schutzmechanismus der kindlichen Seele, mit dem Kinder ganz häufig auf sexuellen Missbrauch reagieren. Das erlittene Trauma ist aber nicht wirklich vergessen, sondern damals als Kind ganz unten in einer Seelen-Schublade (Unterbewusstsein) versteckt , die dann ganz fest und oft jahrzehntelang , zugeschlossen wurde. Manchmal springt diese alte Schublade später von alleine auf und es wird erschrocken versucht, sie ganz schnell wieder zuzudrücken, aber das geht nicht mehr wirklich.
Es gibt dazu ein wunderbares Buch von Alice Miller : "Der gemiedene Schlüssel Verdrängung ist also ein Abschieben und Abdrängen traumatischer Erlebnisse aus dem Bewusstsein ! Dadurch ist es allerdings nicht in seinem SEIN aufgehoben! Unbewusst - Sein ist kein Nicht - Sein !
weitere:
Es gibt noch viele weitere, individuelle Überlebensmethoden. Viele Betroffene kritisieren sich selbst für die Art und Weise, wie sie mit ihren Konflikten umgegangen sind, bzw. umgehen. Dafür braucht sich wahrhaftig niemand zu schämen, sondern jeder kann stolz sein, eine Möglichkeit des Überlebens gefunden zu haben.
Das kann auch Kontrollverhalten sein, das Bedürfnis alles und jeden kontrollieren zu müssen, um sich sicher zu fühlen. Alles tun, um das Chaos der Kindheit zu verhindern
CHAOS
Für Andere gilt genau das Gegenteil - sie haben eher im Chaos das Gefühl alles unter Kontrolle zu haben. Sie fühlen sich zu dem hingezogen, was sie kennen - Chaos. Die unbekannte Ordnung macht ihnen eher Angst.
Erhöhte Wachsamkeit
Alle Antennen sind immer ausgefahren - um rechtzeitig jede Gefahr früh genug zu erspüren. Das ist ein " Dauerspannungszustand " der viel Kraft kostet.
Humor
Übertriebener Humor, bissige Ironie oder Zynismus kann auch über die Schmerzen hinweghelfen.
Rastlosigkeit
Immer irgendwie beschäftigt sein, immer etwas tun, egal was - nur nicht zur Ruhe und damit Zum Nachdenken , zum Erinnern,kommen.
Lügen
Der Missbrauch muss verschwiegen werden und Kinder deshalb zu geschickten Lügnern werden. Das sitzt in allen Poren - auch später noch, wenn Erwachsene zwanghaft lügen.
Stehlen
Eine Tätigkeit, die den zwanghaften Kick bietet, altbekannte Schuldgefühle, Furcht und Schrecken,
aber auch vollste Konzentration fordert und ermöglicht , in dieser Zeit alles andere zu vergessen. Stehlen bietet aber auch eine Möglichkeit ( endlich ) einer Autorität zu trotzen.
Isolation
Ganz logisch- wenn Dir niemand nahe ist, kann Dich auch niemand verletzen ! Das ist ein eingemauertes, total eingeschränktes einsames Leben.
Ständig wechselnde Partner.
o Promiskuität - Ich liebe viele, weil ich eine( n) nicht lieben kann . Traurig, aber wahr, ständig wechselnde Partner trotz einer großen Sehnsucht nach der wahren Liebe, doch die Angst vor Nähe, vor Verletzung ist größer - so lässt sie sich mit Sicherheit vermeiden .
Sucht
Ist natürlich eine ganz besonders weit verbreitete Reaktion auf die nicht heilenden Schmerzen
des erlittenen Missbrauchs. Dabei geht es bei weitem nicht nur um verbreitete Drogen. Süchtig sind Betroffene auch häufig nach Gefährlichen Situationen, dem " Kick ", nach Krisen, Beziehungen, Sex, Gewalt, Spiel und , nicht zu vergessen - Arbeit.
Essstörungen
Anorexie (Magersucht) und Ess-Brechsucht ( Bulimie ) sind häufig der Versuch, Nein zu sagen, wenigstens die Kontrolle über etwas im Leben zu haben - den Körper. Zwanghaftes Essen ist wohl eher der permanente Versuch, die blutende Wund zu stopfen.
Flucht
In Phantasien , in Tagträume, in die Religion - nur nicht an die schlimmer Vergangenheit denken.
Selbstmordversuche
Für viele, sehr viele, scheint die endgültige Flucht der einzige Ausweg zu sein aus einem Leben, dem sie scheinbar vollkommen hilflos ausgeliefert sind.
Dissoziation
Unter Dissoziation versteht man den teilweisen oder völligen Verlust von Integration, der sich auf Erinnerungen an die Vergangenheit, Identitätsbewusstsein und Empfindungen sowie Kontrolle von Körperteilen bezieht
Seele bzw. Bewusstsein und Körper trennen sich um einzeln zu überleben. Entweder wird der Körper gefühllos gemacht, oder die Seele verlässt und betrachtet das weitere Leben quasi "von außen". Dazu ein Gedicht :
Erinnerungslücke
Seele
wurde herausgeschleudert,
hat sich zitternd
in den äußersten Winkel
unter der Kellerdecke verkrochen
um von dort oben mit anzuschauen,
was Vater mit dem Kinderkörper
tief unten tat.
Seele
hat das Gedächtnis vorsichtshalber
gleich mitgenommen,
damit das Kind sich danach
nicht erinnern kann,
dass es ihn überhaupt kannte,
sehr gut kannte,
den, der ihm das angetan.
(aus Tote Puppe)
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Trauma und PTBS und DID
Traumata sind extreme Lebensereignisse, die den Betroffenen in katastrophalem Ausmaß ins Bodenlose stürzen lassen und tiefgreifende Verzweiflung hervorrufen. Dazu gehören Ereignisse wie Vergewaltigungen, sexueller Missbrauch, körperliche Misshandlungen jeglicher Art, Überfälle, der Tod eines nahestehenden Menschen, schwere Unfälle, Naturkatastrophen oder ähnliches.
Besonders schwerwiegend sind oft die Folgen jener, dessen Belastungsfaktor durch andere Menschen verursacht wurde.
Für den Betroffenen selbst und sein Umfeld (Mitwisser, Helfer) ist die Situation oft schwierig, da sich oft eine große Hilflosigkeit einstellt. Die ersten Reaktionen auf derartige Ereignisse können sehr unterschiedlich sein und reichen von zunächst scheinbar gefasster, ruhiger Teilnahmslosigkeit bis hin zu hysterischen Nervenzusammenbrüchen. Die akute, posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) kennzeichnet sich durch immerwährende Erinnerungen an das Ereignis in Form von Alpträumen (Flashbacks), sowie großer Angst, das Geschehene könnte sich wiederholen. Deshalb werden oft alle damit zusammenhängende Situationen, Orte und Dinge vermieden, die daran erinnern.
Das Wiedererleben ist ein Zeichen davon, dass das traumatische Erlebnis im Gedächtnis in unverarbeiteter, ungeordneter Form gespeichert ist. Manchmal kann das Wiedererleben so intensiv sein, dass es fast so scheint als geschehe es noch einmal. Oder aber die Erinnerung an das Geschehene ist durch den Verdrängungs-(schutz)mechanismus so bruchstückhaft und durcheinander, das der Betroffene ständigen Selbstzweifeln und Grübeleien ausgeliefert ist.
Viele entwickeln eine übertriebene Schreckneigung, wirken sehr empfindlich und haben massive Ein- und Durchschlafstörungen. Reizbarkeit und Konzentrationsstörungen sind die Folge. Unwirklichkeitsgefühle und Persönlichkeitsveränderungen entstehen. Die Fähigkeit Freude, Sexualität oder Nähe zu empfinden ist starkeingeschränkt und das Risiko weitere Angststörungen zu entwickeln hoch. Daher ist die Diagnostik auch sehr schwierig, zumal die Betroffenen oft jahrelang nicht über das Erlebte sprechen können.
Das allgemeine Weltbild gestaltet sich nach solchen Erlebnissen oft äußerst negativ und pessimistisch. Im Grunde fehlt jegliches Vertrauen in das Gute und die Einstellung, die man vor dem Trauma zu seinem Umfeld hatte, erscheint völlig unrealistisch und weit, weit weg...
Eine traurige Bilanz stellt in diesen unverarbeiteten Konflikten das Abhängigkeitsrisiko sowie die mögliche Suizidgefahr dar.

Die Angst findet verschiedene Wege, um sich zu äußern. Bekannt sind
o Schweißausbrüche
o Herzrasen
o Schwindelgefühl bis hin zu Ohnmachtgefühlen
o Kopfschmerzen
o Übelkeit und Magendruck
o Verschwommenes Sehen
Die Symptome müssen nicht alle gleichzeitig auftreten, aber oft sind sie gepaart.
Diese Symptome und die damit verbundenen Alltagsschwierigkeiten lassen das "normale Leben" oder einen geregelten Tagesablauf beinahe unmöglich erscheinen. Der Paniker erlebt seine Symptome als überaus bedrohlich und erlebt sich als eingeschränkt und unfähig. Immer wieder stellt er fest, dass andere Menschen nicht andauernd krank sind, oder sich so fühlen, und somit auch das Gefühl ausgegrenzt zu sein. Die einfachsten Situationen erscheinen plötzlich als unmöglich zu meistern. Das hat natürlich auch Folgen für das Umfeld des Betroffenen.
Organische Hinweise auf die körperlichen Beschwerden gibt es nur selten. Natürlich kann man ein Belastungs- EKG machen, und feststellen, dass es Unregelmäßigkeiten gibt, oder per Ultraschall den Magen untersuchen, doch die Wahrscheinlichkeit, dass ein "Herzfehler" oder etwas in der Art vorliegt ist sehr gering. Die Patienten sind oft kerngesund, und doch leiden sie unter all diesen Anzeichen. Die Symptome sind psychisch bedingt. Dennoch werden viele Medikamente verabreicht und konsumiert, um es in den Griff zu bekommen. Oft ohne Erfolg.
Mit der Zeit habe ich bemerkt, dass Redensarten, wie "Das schlägt mir auf den Magen", oder "Ich zerbreche mir den Kopf" gar nicht so unsinnig sind. Ich habe häufig versucht, meine Symptome mit Medikamenten in den Griff zu bekommen, doch habe ich kaum eine zufriedenstellende Besserung der Symptome gespürt, seit ich wusste, dass die Beschwerden keine organische Ursache haben können. Ich denke, dass Medikamente öfter als "Placebo" wirken, als man sich bewusst macht. Mittlerweile nehme ich so gut wie gar keine Medikamente mehr. Wenn mir schwindelig wird brauche ich nicht schnell den Blutdruck messen und Kreislauftropfen nehmen, sondern ich frage mich, was an der jeweiligen Situation schwierig ist/war und mache mir klar, dass ich körperlich darauf reagiere. Oft geht es dann weg, oder wird zumindest besser. Es ist nicht mehr das Gefühl da, dass ich meinen Symptomen machtlos gegenüber stehe, sondern ich kann sie benennen, und somit händeln.
"Ich werde meine Angst nie loswerden... es wird immer das Gleiche sein."
Diesen Gedanken konnte ich nicht loswerden. Immer und immer wieder machte ich die Erfahrung, dass ich mit einer Panikattacke "bestraft" werde, wenn ich etwas tue, was ich mich unter den Umständen meiner Krankheit nicht getraut hätte. Ging ich z.B. mit dem Gedanken "Heute schaffe ich es, es wird mir nichts passieren." einkaufen, so brauchte ich oft nur in dem Laden stehen; schon fingen die Symptome wieder an. Irgendwann fing ich dann an es zu vermeiden und machte der Angst in meinem Kopf viel Platz, um sich auszudehnen und mich denken lassen:" Da kann ich nie wieder hingehen." Und ich ging nicht mehr in den bestimmten Supermarkt. Doch damit nicht genug.... ich projizierte das Erleben auch auf alle ähnlichen Situationen und bald machte sich jeder Supermarkt als potentielle Angstfalle in meinen Gedanken und Befürchtungen fest. Genauso erging es mir mit Sonneneinstrahlung. Ich bin irgendwann einmal am Strand gewesen und aus irgendwelchen Gründen ging es mir nicht gut. Wahrscheinlich hatte es noch nicht einmal etwas mit Angst zu tun, doch von da an mied ich die Sonne. Teilweise so stark, dass ich dachte: "Oha, heute scheint die Sonne... wie soll ich dann zur Schule kommen? Was ist, wenn mir auf dem Weg dorthin schlecht wird?"
Das Vermeiden werden viele Angstpatienten kennen. Es passiert immer wieder aufs neue, das eine unangenehme Situation ansteht. Ohne das man es möchte fängt der Körper wieder an verrückt zu spielen. Man hat eine "gute" Erklärung, warum man an dem Tag zu dieser Zeit nicht an der Situation teilhaben kann, und der Körper (bzw. die Angst) kommt damit durch. Mit der Zeit "erinnert" man sich an den letzten Panikanfall in der gleichen Situation und reagiert mit Angst, vielleicht Panik, und empfindet die ganze Situation als bedrohlich.
Körperlich kommt der Paniker nicht aus dem sich immer wieder schließenden Kreis von
o Wahrnehmung
o Gedanken ("Gefahr")
o ANGST
o Physiologischen Veränderungen
o Körperliche Symptome
heraus. Und so "lernt" der Paniker, dass er nur dann ein beruhigtes Leben führen kann, wenn er angstauslösende Situationen vermeidet.
Die Spätfolgen von sexuellem Missbrauch
Schwierigkeiten, Sexualität unbeschwert zu erleben, können die Folge von sexuellen Missbrauchserlebnissen sein. Solche Erfahrungen bedeuten in jedem Lebensalter eine große seelische Belastung, doch je jünger das Opfer, desto größer die Verletzungen, die zurückbleiben. Was derartige Fälle noch schwerwiegender macht, ist, dass die Erinnerungen an das traumatisierende Erlebnis sehr oft verdrängt wurden und daher nicht der bewussten Verarbeitung zugänglich sind.
Wer sexuelle Probleme hat und vermutet, dass diese in Missbrauchserlebnissen wurzeln könnten, sollte unter allen Umständen professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Überhaupt sollte jeder, der in seinem Leben sexuell missbraucht wurde, eine Psychotherapie in Anspruch nehmen, da er oder sie auch ohne es bewusst wahrzunehmen unter den Nachwirkungen leiden könnte.
Anzeichen von Missbrauchsfolgen sind:
" Von allem Anfang an eine Abneigung gegen Sex empfunden zu haben.
" Ab der Beziehung zu einem bestimmten Partner eine starke Abneigung gegen Sex entwickelt zu haben
" Durch eine bestimmte Art von Sex eine allgemeine Aversion gegen Sex entwickelt zu haben
" Kontaktstörungen
" Kindheitserfahrungen von Grenzüberschreitungen Erwachsener. Gab es zum Beispiel Situationen, die aus heutiger Sicht als sexuelle Übergriffe empfunden werden oder die einem als Kind unangenehm waren? Oder an die man als Kind immer wieder denken musste, die man aber nie jemand anderem anzuvertrauen wagte?
Reinszenierung als Versuch der Verarbeitung von sexuellem Missbrauch
Wer aus schlechten Erfahrungen nichts lernt, muss sie wiederholen. Wer andererseits aus schlechten Erfahrungen lernen will, muss sie vorher seelisch verarbeiten und sie dazu ebenfalls wiederholen, diesmal jedoch auf der symbolischen Ebene - im Gespräch, nachts in Traumgeschichten, nach Art der Kinder im Spiel oder gestalterisch wie Künstler.
Sexuell missbrauchte Menschen jeden Alters, die ihre seelisch traumatisierende Erfahrung noch nicht verarbeitet haben, wiederholen diese Erfahrungen in der Realität. Dies führt nicht zur notwendigen Verarbeitung, sondern kann im Gegenteil erneut zu seelischen Verletzungen führen. Die neue Verletzung ist dennoch eine Erleichterung gegenüber den sonst unausweichlichen Erinnerungen an das frühere Trauma, denn sie ist selbst gewählt, besser kontrollierbar und oft weniger gravierend.
Die Reinszenierung traumatischer Erfahrungen ist eine Möglichkeit, Rückerinnerungen und damit verbundene Gefühle zu vermeiden, also ein Abwehrmechanismus. Sie setzt die Dynamik seelischer Verletzung fort, anstatt sie zu heilen. Und in dieser Dynamik sind immer wieder die selben Rollen zu finden: Täter, Opfer und Helfer. Erwachsene, die entgegen ihrer Überzeugung Gewalt ausüben, sich Gewalt aussetzen oder sich zur Hilfeleistung innerlich gezwungen fühlen, tun dies unter anderem, um belastende Gefühle abzuwehren.
Kinder, Jugendliche und Erwachsene, welche sexuell missbraucht worden sind und die damit zusammenhängenden Gefühle nicht ertragen können, haben zur Reinszenierung zunächst die Wahl zwischen den drei Rollen: Opfer-, Täter- oder Helferrolle. In unserer Gesellschaft nutzen Frauen dazu häufiger die Opfer- und die Helferrolle, Männer öfter die Täter- und die Helferrolle. In wissenschaftlichen Untersuchungen zeigt sich die gesellschaftspolitische Bedeutung der Reinszenierung traumatischer Erfahrung:
a) In der Opferrolle: Nach sexuellem Missbrauch verdoppelt sich das Risiko von Gewalterfahrungen in der Ehe und von Vergewaltigung, wie zwei entsprechende Untersuchungen zeigen. (siehe Quelle)
b) In der Täterrolle: Unter Kriminellen ist der Prozentsatz derer, die als Kind sexuell missbraucht wurden, deutlich erhöht. Es gibt Untersuchungen, welche feststellten, dass sexuell missbrauchte Jungen eher kriminell oder drogenabhängig werden als andere.Eine Studie beschreibt, dass von 14 in den USA zur Todesstrafe verurteilten Jugendlichen alle schwerst traumatisiert waren.
c) In der Helferrolle: Die meisten Opfer sexuellen Missbrauchs werden jedoch später weder zu Opfern noch zu Tätern, sondern engagieren sich für dessen Beendigung aus eigener Betroffenheit heraus besonders nachdrücklich, so dass sie dabei manchmal selbst vergessen, sich wirksam von ihren traumatischen Erinnerungen zu befreien.
Quelle: Senatsverwaltung für Schule, Jugend und Sport Berlin (Hrsg.) 1997: Sexueller Missbrauch an Kindern und Jugendlichen, http://www.sensjs.berlin.de/familie/sexueller_missbrauch/SEXMISS4.asp (Letzter Zugriff: 19.08.03)
Bei der Borderline-Störung ist es mittlerweile erwiesen, dass sie ihren Ausgangspunkt in schweren Gewalterfahrungen in frühester Kindheit nimmt. Aber auch Ess-Störungen, Depressionen, Somatisierungsstörungen, spezifische , kombinierte und andere Persönlichkeitsstörungen können hier ihren Ursprung haben. Dazu zählt ebenfalls die dissoziale Persönlichkeitsstörung und die Störung der Impulskontrolle, die sehr oft bei männlichen Opfern auftritt. Auch psychotische Erkrankungen können durch Gewalt ausgelöst werden. Ich betone können; es ist Aufgabe des behandelnden Arztes, solche Ursachen durch eine gründliche Differentialdiagnose auszuschließen.
Die Retraumatisierung Betroffener durch Behörden und Gerichte
Ich komme jetzt auf ein Kapitel zu sprechen, welches in besonderem Maße Betroffene von sexuellem Missbrauch belastet, die sich den Marathon eines Gerichtsverfahren im Rahmen des OEG oder als Klägerin eines Strafverfahrens zumuten. Zumuten heißt in diesem Falle, dass sie es oft tun, ohne eindeutige Zeugen für die Tat vorweisen zu können. Die meisten Überlebenden schwerer Gewalt haben große Schwierigkeiten, die Täter vor Gericht zu bringen. In besonderem Maße trifft diese Tatsache auf Menschen mit den Folgeerscheinungen einer dissoziativen Identitätsstörung zu. Nicht selten ist das erst nach Jahren der Sicherheit und Verarbeitung möglich - dann sind die Taten aber bereits verjährt und / oder eventuelle Beweise vernichtet. Hinzu kommen die Schwierigkeiten der Tatrekonstruktion. Wenn die Erinnerung unter vielen getrennten Persönlichkeitszuständen aufgeteilt ist, so kann es z.B. sein, dass Person A sich an die Zeit vorher erinnert, B kennt den Weg zum Tatort, C die Vergewaltigung durch den oder die Täter und E kennt nur den normalen Alltag ohne Gewalt. Erst wenn all diese Persönlichkeiten ihre Erinnerungen zusammentragen - die Erinnerungsbruchstücke in einen richtigen zeitlichen Kontext bringen - ist eine erfolgsversprechende Aussage vor Gericht möglich. Und auch dann ist noch lange nicht sicher, dass sie für glaubwürdig befunden werden. Und damit komme ich zur False-Memory Bewegung
False-Memory-Syndrom
(Definition, Bedeutung, Erklärung im Lexikon)

Unter dem Begriff False Memory Syndrom (aus dem Englischen: Syndrom der falschen Erinnerung) versteht man Erinnerungen an Geschehnisse, die niemals statt gefunden haben. Dabei handelt es sich zum Beispiel um Erinnerungen an sexuellen Missbrauch in der Kindheit oder auch an UFO-Entführungen. Oft werden solche falschen Erinnerungen in Therapiesitzungen vom Therapeuten unbewusst bei Patienten induziert, besonders bei Anwendung von Hypnose. Dabei erlangen Patienten Erinnerungen, von deren Existenz sie bislang nichts wussten.
In der Psychologie werden zum Teil ideologische Kontroversen geführt, ob es einen Unterdrückungsmechanismus im Gehirn gibt, der Erinnerungen an traumatische Erlebnisse in das Unterbewusstsein abschiebt, so dass sie nicht erinnerbar sind und auch kein Wissen an die Existenz dieser Erinnerungen vorhanden ist. Teilweise werde diese Verdrängung durch Persönlichkeitsspaltung bewältigt. Spezielle Aufdeckungstherapien sollen solche unterdrückten Erinnerungen wieder zum Vorschein bringen. Sie werden nur von einigen wenigen Therapeuten und Psychologen angewandt.
Oft treten in solchen Therapien Erinnerungen an rituellen satanistischen Missbrauch mit schwersten körperlichen und seelischen Misshandlungen durch geheime satanische Kulte auf. Mit großer Wahrscheinlichkeit kann davon ausgegangen werden, dass solche Erinnerungen falsch sind.

Es entwickelt sich zunehmend eine Kontroverse über das Wiederauftauchen von Erinnerungen an sexuellen Missbrauch in der Kindheit, nach einer beträchtlichen Zeit des Vergessens im Kontext einer Psychotherapie. Die Kontroverse spaltet in zwei Extrempositionen. Die eine Position nehmen jene ein, die behaupten, dass recovered memories" nahezu immer auf faktische Traumatisierung zurückgehen. So argumentiert Frederickson (1992, S.40) für ein repressed memory syndrom", das den Gebrauch spezieller memory recovery techniques" rechtfertigt. Auf der anderen Seite findet man diejenigen, die eine wachsende Epidemie" iatrogen erzeugter falscher Erinnerungen an Missbrauch, der niemals stattfand, postulieren, welche primär im Kontext von Therapien entstehen (Loftus, 1995; Ofshe & Waters, 1993; Yapko, 1994). Die Vertreter des False Memory Syndroms" behaupten, dass solche "falschen Erinnerungen" leicht zu kreieren seien. Patienten, die fälschlicherweise zu dem Schluss kommen, missbraucht worden zu sein, werden davor gewarnt, aufgrund dessen ihre familiären Beziehungen abzubrechen (Brown, 1994). Zwischen diesen zwei Extrempositionen gibt es eine Anzahl von Wissenschaftlern und Klinikern, die in der Gedächtnis- und Traumaforschung tätig sind, die folgende Standpunkte vertreten:
Traumatisierung kann mit Amnesien assoziiert sein, dies betrifft eine Untergruppe von traumatisierten Individuen
Erinnerungen an "traumatische" Erfahrungen können akkurate und ungenaue Informationen enthalten
Unter bestimmten Bedingungen kann es zu einer falschen wiederentdeckten Erinnerung kommen (Ceci, 1994; Lindsay & Read, 1994; Scheflin, Brown & Hammond, in press; Terr, 1994)

Die False Memory" Debatte ist zentriert um folgende Diskussionspunkte. Ersten wie groß ist die Prävalenzrate in der Therapie? Einige sprechen von einer sehr hohen Rate - ein growing monumentum" (Frankel, 1993, S.954). Andere sehen die Rate als eher gering an, als Produkt schlechter Therapie, als Konsequenz verschiedener Selbst-Hilfe-Traumaliteratur. Ein weiterer Diskussionspunkt bezieht sich auf die Mechanismen, die ein Verschwinden von traumatischen Erfahrungen bedingen und ein Wiederauftauchen nach einer beträchtlichen Zeit des Vergessens in Gang setzen: Verdrängung (Frederickson, 1992), Dissoziation (Briere & Conte, 1993), oder normales Vergessen (Loftus, 1993).
Einige argumentieren, dass Verdrängung kein valides Konstrukt sei und dass Erinnerungen, die nach "Verdrängung" auftauchen notwendigerweise falsch seien (Ofshe & Waters, 1993).
Ein weiterer Diskussionspunkt stellt die steigende Anzahl der postulierten falschen Erinnerungen an sexuellen Missbrauch dar. Einige behaupten, dass falsche Erinnerungen an Missbrauch multideterminiert seien (Lindsay & Read, 1994), wobei die Stellungnahmen in der Literatur auf der Psychotherapie als primäre Ursache fokussieren.
Unterschiedliche Erklärungen werden dargestellt, inwieweit Psychotherapie die Produktion "falscher" Erinnerungen hervorrufen kann. Einige nehmen an, dass der Therapeut aufgrund von Unsicherheiten in bezug auf die Vergangenheit des Patienten, dessen Erfahrungen in "implanted false memories" transformiert (Loftus, 1994). Andere betrachten falsche Erinnerungen als ein Resultat der Vorgehensweise der Therapeuten die Vergangenheit mit dem Gebrauch spezieller memory recovery-techniques" wieder abzurufen (Lindsay & Read, 1994; Frankel, 1993).
Sowohl die psychoanalytisch tätigen Kliniker als auch die kognitiv ausgerichteten Gedächtnispsychologen haben sich mit diesem Problemfeld auseinandergesetzt. Beide Perspektiven sollen im Folgenden kurz umrissen werden.
3.1. Psychoanalytische Perspektive In einem Teil der klinischen Literatur wird folgendes postuliert:
Dissoziation ist das sine qua non des Traumas
Zustandsabhängiges Lernen liefert ein angemessenes Modell für das Fehlen willkürlich abrufbarer Erinnerungen (Amnesien) und ihr plötzliches Wiederauftauchen im Umfeld des traumatischen Zustandes
Es besteht eine ziemlich genaue Übereinstimmung zwischen den impliziten Erinnerungsfragmenten und den traumatischen Ereignissen
Brenneis (1996) nimmt zu diesen Thesen explizit Stellung.
Er definiert dissoziative Zustände unter anderem als einen Zustandswechsel, der vom normalen Bewusstseinszustand abweicht; in dem sehr "vivide", sensorische Erfahrungen produziert werden können, deren Unmittelbarkeit die Qualität von "Wirklichkeit" besitzen können, jedoch ein Phantasieprodukt darstellen. Diese Zustandswechsel korrelieren bei den betreffenden Personen hoch mit künstlerischer Begabung. In diesem Umfeld besteht demnach kein Zusammenhang zwischen Psychopathologie und Traumata. Das Konzept der Dissoziation bedürfe daher weiterer Konzeptualisierungen und könne nicht als spezifisches Kriterium für traumatische Erfahrungen herangezogen werden.
Das Konzept des zustandsabhängigen Lernens und Abrufens (Brown, 1987) könne möglicherweise durch die neueren Untersuchungen mit PET (Positronen-Emissions-Tomographien) unterstützt werden. Hier liegen eine Reihe von Befunden vor, in denen sichtbar wird, dass bei traumatischer Informationsverarbeitung andere neuronale Netzwerke aktiviert werden, als bei nichttraumatischen affektiven Situationen (siehe Kapitel 2.2.; van der Kolk, 1996). Ein Überblick über die Forschung zum zustandsabhängigen Lernen und Abrufen zeigt jedoch inkonsistente und gegensätzliche Ergebnisse (Bower & Mayer, 1990; Eich, 1995), in denen deutlich wird, dass das Konzept zu unscharf definiert und empirisch nicht abgesichert ist.
Weiterhin spricht sich Brenneis gegen eine exakte Übereinstimmung von impliziten Erinnerungsfragmenten und dem faktischen Trauma aus. Er postuliert, dass die "dissoziierten, impliziten" Gedächtnisinhalte, in "explizite Gedächtnisinhalte" übersetzt werden müssten. Dieser Prozess eröffne die Möglichkeit der Konstruktion bzw. Verfälschung der Erfahrung. Ein therapeutisches Setting ermögliche aufgrund des Kontextes die Möglichkeit der interpersonellen Einflussnahme. Die wiederauftauchenden Erinnerungen seien aufgrund von Diskussion, Interpretation und Bearbeitung suggestiv beeinflussbar.
Ausgehend von der neueren Gedächtnisforschung postuliert er einige Kriterien, die die Validität der "wiederauftauchenden" Erinnerungen erhöhen könnte:
Skeptizismus gegenüber Erinnerungen, die mit Hilfe von ausgedehnten, interpersonell beeinflussten Techniken wiederauftauchen würden Detaillierte Erinnerungen seien höher zu gewichten, als diffuse Gefühle, Träume und Körpersensationen
Größerer Skeptizismus gegenüber Erinnerungen, die sich auf die Periode vor der Kindheitsamnesie (2.-3. Lebensjahr) beziehen
3.2. Kognitive Perspektive
In einem Sonderheft des "Journals of Applied Cognitive Psychology" wird aus kognitiver Perspektive zum "False Memory Syndrom" explizit Stellung genommen. Lindsay & Read (1994) postulieren, dass aufgrund von speziellen therapeutischen Techniken, erwachsene Patienten "illusorische" bzw. "falsche" Erinnerungen an einen nie stattgefunden sexuellen Missbrauch in der Kindheit produzieren. Zu diesen speziellen therapeutischen Techniken gehören Hypnose, Traumdeutung, geführte Imagination, und Journalling. Weiterhin könne die Teilnahme an Selbsthilfegruppen für missbrauchte Frauen und an Gruppentherapien Erinnerungen an einen Missbrauch fälschlicherweise induzieren. Sie führen eine Anzahl von Studien auf, die illustrieren, dass das Erinnern ein rekonstruktiver Prozess ist und kein identischer Abruf vergangener Erfahrungen. Aufgrund von suggestiver Beeinflussung könne es zu Störungen und Fehlern bei der Rekonstruktion der Vergangenheit kommen.
Die Autoren belegen weiterhin anhand unterschiedlicher Studien, dass keine kausale Beziehung zwischen sexuellem Missbrauch und einer spezifischen Psychopathologie im Erwachsenenalter existiert. In neueren Untersuchungen zu den Folgen von sexuellem Missbrauch in der Kindheit (Cole & Putnam, 1992; Nash et al.,1993) konnte kein spezifisches "post-sexual-abuse-syndrom" nachgewiesen werden. Nash et al.(1993) können aufgrund ihrer Studien zeigen, dass hohe Werte für Dissoziation eher mit einem pathogenen familiären Umfeld korrelieren, als mit sexuellem Missbrauch. Lindsay & Read (1994) führen weiterhin eine Anzahl von Untersuchungen an (Loftus, 1995; Femina, 1990; Cole & Putnam, 1992), die belegen, dass die Basisrate für vollständige Amnesien in bezug auf den sexuellen Missbrauch sehr viel geringer ist (14-15 %), als Therapeuten, die mit Erinnerungstechniken arbeiten, annehmen.
Sie betonen zudem, dass klinisch tätige Psychologen, die mit den sogenannten "memory recovery techniques" arbeiten, mit der neueren Gedächtnisforschung vertraut sein sollten, um korrekte Diagnosen stellen zu können. Weiterhin stellen sie ein "kognitives Interview" (nach Fisher & Geiselman, 1988) vor, mit Hilfe dessen Versuchspersonen korrekte Erinnerungen an zurückliegende Ereignisse abrufen könnten. Eines der grundlegenden Prinzipien dieses Interviews liegt in der Vermeidung suggestiver Fragestellungen.
Abschließend weisen Lindsay & Read nochmals daraufhin, dass aufgrund der Fehlbarkeit und Suggestibilität des menschlichen Gedächtnisses die Möglichkeit "illusorischer" Erinnerungen eher zu begründen sei, als eine generelle Akzeptanz gegenüber Berichten an wiederaufgetauchte Kindheitserinnerungen.

Robert Todd Carroll schreibt in seinem Aufsatz:
Mit "false memory" - "falscher Erinnerung" - bezeichnet man die Verzerrung eines tatsächlichen Erlebnisses, oder gar das Erfinden eines vermeintlichen Erlebnisses. Viele solcher Schein-Erinnerungen entstehen durch das Verwechseln und Durcheinanderbringen von Erinnerungen, die vielleicht zu unterschiedlichen Zeiten passiert sind, aber in der Erinnerung zu einem einzigen Ereignis verschmelzen. Eine weitere Ursache für falsche Erinnerungen sind fehlerhafte Erinnerungsquellen. So kann es leicht passieren, dass jemand einen Traum für die Wiedergabe eines realen Erlebnisses hält. Andere Pseudo-Erinnerungen wiederum, sind auf den Einfluss von Therapeuten und Beratern zurückzuführen: Durch Anstacheln, Suggestion und gezielte Andeutungen wird ihren Patienten eine falsche Erinnerung regelrecht "eingeimpft". Elizabeth Loftus, Professorin für Psychologie an der Universität Washington in Seattle, bewies 1994 in einer Studie, dass es für einen Therapeuten relativ leicht ist, eine solch falsche Erinnerung zu erzeugen. .....
Die Erinnerung daran, als kleines, noch nicht einmal dreijähriges Kind entführt worden zu sein, ist geradezu per definitionem eine Schein-Erinnerung. Der für die Langzeiterinnerung benötigte linke untere Stirnlappen ist bei Kleinkindern noch gar nicht entwickelt. Die komplizierte Verschlüsselung, die zur Klassifizierung und Erinnerung an ein solches Ereignis erforderlich ist, kann in einem Kleinkindhirn also gar nicht stattfinden. Das Gehirn von Säuglingen und sehr kleinen Kindern kann jedoch durchaus fragmentierte Erinnerungen speichern. Und das kann später für den Erwachsenen sehr beunruhigend sein.
Schacter verweist auf den Fall eines weiblichen Vergewaltigungsopfers, das sich partout nicht an die Vergewaltigung erinnern konnte, die sich auf einem gepflasterten Pfad abgespielt hatte. Die Worte "Pflasterstein" und "Pfad" beschäftigten diese Frau ständig, aber sie brachte sie nicht in einen Zusammenhang mit der Vergewaltigung. Sie geriet völlig aus der Fassung, als man sie an den Ort der Vergewaltigung zurückführte, obwohl sie sich nicht erinnern konnte, was dort geschehen war.
Ob die fragmentierte Erinnerung an einen Missbrauch im Säuglingsalter später beim Erwachsenen großen psychischen Schaden anrichten kann, ist allerdings wissenschaftlich bislang nicht erwiesen. Viele Psychotherapeuten vermuten aber, dass eine große Anzahl psychischer Störungen und Probleme auf die Unterdrückung von Erinnerungen an einen sexuellen Missbrauch in der Kindheit zurückzuführen sind. Diese Erkenntnis darf allerdings nicht dazu verleiten, durch die sogenannte "Repressed Memory Therapy (RMT)" - auf Deutsch etwa "Therapie unterdrückter Erinnerungen" - Schein-Erinnerungen bei den Patienten künstlich zu erzeugen.
Viele der von den per RMT neu zum Leben erweckten Erinnerungen kreisen um einen sexuellen Missbrauch - sei es durch Eltern, Großeltern oder Geistliche. Oftmals bestreiten die Beschuldigten, dass diese Erinnerungen echt seien. Die Klagen, die sich gegen die Rolle von Therapeuten bei der Erweckung von mutmaßlichen Schein-Erinnerungen richten, häufen sich. Es ist allerdings gleichermaßen unwahrscheinlich, dass sämtliche dieser wiedererlangten Erinnerungen an einen sexuellen Missbrauch in der Kindheit falsch sind.
Vom aktuellen Stand der Wissenschaft aus betrachtet, ist es fast unmöglich, wahrheitsgetreue Erinnerungen von verzerrten oder nur scheinbaren Erinnerungen zu trennen. Dabei ist allerdings berücksichtigen, dass gewisse Vorgänge im Gehirn einfach notwendig sind, damit Erinnerungen überhaupt erst stattfinden können. Deshalb sind Erinnerungen an einen Säuglingsmissbrauch oder an einen Missbrauch, der stattfand, während man bewusstlos war, mit größter Wahrscheinlichkeit falsch.
Ebenso notorisch unzuverlässig sind Erinnerungen, die durch Träume oder Hypnose hervorgerufen wurden - und dies allein schon deshalb, weil Informationen in Träumen sehr oft zweideutigen Charakter haben. Hypnose und andere Methoden, die sich die Suggerierbarkeit eines Menschen zunutze machen, sollten deshalb nur mit äußerster Sorgfalt angewandt werden.
Durchaus problematisch ist außerdem die Vermischung unterschiedlicher Erinnerungen: einige erinnerte Teile entsprechen den Tatsachen, andere nicht. Zwischen den beiden Arten zu unterscheiden, ist ein schwieriges Unterfangen. Es könnte beispielsweise sein, dass eine Frau ihren sexuellen Missbrauch durch einen Nachbarn oder einen Verwandten während der Kindheit bewusst unterdrückt hat. Ein Erlebnis im Erwachsenenalter löst dann irgendwann stichwortartig die Erinnerung aus. Die Frau entsinnt sich des Missbrauchs und wird fortan von Alpträumen heimgesucht, in denen ihr Vater, ihr Großvater oder der Priester sie missbrauchen. Sie beginnt eine RMT-Behandlung, und nach wenigen Monaten schon, erinnert sie sich lebhaft daran, wie Vater, Mutter, Großvater, Großmutter und Priester sie nicht nur sexuell missbraucht haben, sondern auch an grauenvollen satanischen Ritualen samt Menschenopfern und Kannibalismus teilnahmen.
Wo liegt in diesem Fall die Wahrheit? Die Erinnerungen der Patientin sind echt und grauenvoll, unabhängig davon, ob sie nun der Wirklichkeit entsprechen oder nicht. Und in der Tat wurden schon oft genug Familien aufgrund derartiger Therapien zerstört, ganz gleich, ob die Erinnerungen wahr oder falsch waren.
Sollten solche Erinnerungen also als wahr akzeptiert werden - ohne dass irgendein Versuch unternommen werden müsste, sie zu widerlegen? Es wäre zweifellos unannehmbar, Beschuldigungen des sexuellen Missbrauchs einfach zu ignorieren. Es ist aber ebenso unvertretbar, der Zerstörung von Existenzen und ganzer Familien zuzusehen, ohne zumindest den Versuch zu unternehmen, herauszufinden, ob irgendein Teil der Erinnerungen an sexuellen Missbrauch vielleicht falsch ist.
Ein verantwortungsbewusster Therapeut hat die Pflicht, einem Patienten zu helfen bei der Trennung von Einbildung und Realität, von echtem Missbrauch und imaginärem Missbrauch. Wenn eine Therapie aber zur Einbildung geradezu ermutigt, dann ist diese Therapie nicht empfehlenswert.
Und diejenigen, deren Pflicht es ist, zu entscheiden, ob eine Person sexuell missbraucht worden ist, oder, ob die Erinnerung an einen solchen Missbrauch eine Pseudo-Erinnerung ist, sollten zumindest auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft sein. Sie sollten sich vor Augen halten, dass wir alle bis zu einem gewissen Grade leicht zu beeinflussen sind, und dass insbesondere Kinder extrem zugänglich für suggestive Fragen sind.
Kinder haben eine rege Phantasie: Wenn ein Kind sagt, dass es sich an etwas erinnert, heißt das noch lange nicht, dass das tatsächlich der Fall ist. Erinnert sich ein Kind nicht an einen bestimmten Vorfall, so ist es zweifellos kein gutes Verfahren, es so lange zu befragen, bis es sich endlich doch daran erinnert.

So viel zur False-Memory - Bewegung
Die ganze kontroverse Diskussion hat dazu geführt, dass Behörden und Institutionen nur allzu leicht der Versuchung erliegen, die geschilderten Gräueltaten als Einbildung oder Einredung von Seiten der Therapeuten zu bezeichnen.
Natürlich sollte Untersuchungsbeamten, Beratern und Therapeuten bewusst sein, dass viele Anklagen und Erinnerungen stark durch die Medien beeinflusst werden. Menschen, die eines Verbrechens angeklagt oder schuldig gesprochen werden, merken durchaus, dass sie mehr Mitgefühl erregen, wenn andere denken, sie seien als Kind missbraucht worden. Und andererseits wissen Menschen, die einen Groll gegen irgendjemanden hegen, sehr gut, dass einen anderen Menschen nichts so schnell zerstört wie eine Anklage wegen sexuellen Missbrauchs. In solchen Fällen wird dem Kläger zudem noch Mitleid und Trost entgegengebracht.
Menschen mit emotionalen Problemen lassen sich außerdem oft besonders leicht durch das beeinflussen, was sie in den Massenmedien lesen, sehen oder hören: etwa Geschichten, in denen ein verdrängter Missbrauch als Ursache für emotionale Probleme bezeichnet wird. So ist es durchaus denkbar, dass ein emotional gestörter Erwachsener einen anderen des Missbrauchs beschuldigt - und zwar nicht etwas deshalb, weil es Anzeichen gibt für einen Missbrauch, sondern deshalb, weil die gestörte Person sich den Missbrauch einbildet oder ihn befürchtet.
Diese wenigen bekannten negativen Erfahrungen sollten jedoch nicht dazu führen, dass Opfer grundsätzlich als unglaubwürdig hingestellt werden.
Für Untersuchungsbeamte und Richter gibt es gute Gründe dafür, in derartigen Situationen kein übereiltes Urteil zu fällen. Das entbindet sie aber nicht von der Verpflichtung, den Opfern mit Empathie und Ernsthaftigkeit zu begegnen. Keinesfalls können sie daraus ihre Handlungen begründen, die Anträge Betroffener willkürlich zu verschleppen.

Auch damals wurde vertuscht .
Auch damals wurde uns nicht geglaubt.
Auch damals kannte man Mittel , jemanden zum
Schweigen zu bringen.
Daran hat sich bis heute nichts geändert.

Heute wird uns suggeriert, dass es Hilfe gibt.
Doch nimm sie nicht zu lange in Anspruch.
Denn sonst streiken die Krankenkassen
oder die Versorgungsämter
oder die Rentenkassen
inklusive der Gesellschaft, die entsetzt ist, dass so etwas passiert
aber nur, wenn das betroffene Kind dabei gestorben ist.....

Überlebende darf es nicht geben?
Wo bleibt da die Logik?
Jeder weiß, dass der Missbrauch an Kindern meistens in ihrem familiären Umfeld statt findet, er weiß auch, dass es nicht bei einem Mal bleibt, er weiß auch, dass nur ein Bruchteil der Taten aufgedeckt wird.
Jeder in dieser Republik weiß, dass es Pornos mit Kindern in allen "Qualitäten" gibt, und wenn sie nicht gestorben sind, so leben diese Kinder noch heute, nun als Erwachsene.
Jeder in unserem Land weiß um diese Dinge, doch wenn die Überlebenden ihr jahrelanges Schweigen brechen,
weil sie die Vergangenheit einholt, weil ihre Schutzdämme zusammen gebrochen sind und Flashbacks sie überfluten, wenn sie es also endlich wagen sich Hilfe zu suchen, dann sind sie wieder nicht glaubwürdig?
Weil es so was schließlich in unserem Land gar nicht gibt ? Das kann doch nicht sein.
Ich möchte es noch einmal betonen: Es ist wichtig, dass sich alle ein genaues Bild machen, damit sie zu einem gerechten Ergebnis kommen. Es gibt Fälle, wo von Tätern versucht wird, auf Kosten einer "schrecklichen Vergangenheit" ein milderes Urteil zu erzwingen. Ich kenne jedoch keinen Betroffenen, der bereit ist eine jahrelange Belastung auf sich zu nehmen, um daraus Vorteile zu erzielen, die ihm nicht zustehen. Ob in jedem Fall ein Glaubwürdigkeitsgutachten angemessen ist, wage ich daher zu bezweifeln.
Auch Krankenkassen sind in nur ganz wenigen Fällen bereit ,die jahrelangen Kosten für eine ambulante Therapie zu bezahlen. So sind Betroffene gezwungen, die Kosten selbst zu tragen, was ihnen meistens nicht möglich ist, da sie durch die erlittenen Gewalttaten meistens arbeitsunfähig sind oder erst gar nicht in der Lage einen Beruf zu erlernen. Zudem gibt es viel zu wenig Therapeuten, die sich mit der chronifizierten Form einer posttraumatischen Belastungsstörung oder dissoziativen Identitätsstörung auskennen und dann noch bereit sind oder in der Lage sich mit dem oft ungeheuerlichen Schilderungen auseinander zu setzen.
Die Begleitung schwer traumatisierte Menschen ist in der Regel ein langjähriger Prozess. Es wäre wünschenswert, wenn endlich genügend Therapeuten bedarfsdeckend hier arbeiten könnten. Dringend notwendig sind anonyme Zufluchtsorte mit entsprechend qualifizierter Betreuung. Eine Verarbeitung von Gewalterfahrung ist erst dann möglich, wenn die Opfer in Sicherheit sind.
Notwendig sind auch weitere Verbesserungen in der Strafverfolgung und im Opferschutz, sowie Fortbildungen Polizei, Justizwesen und Gesundheitswesen.
Es darf nicht länger sein, dass viele Opfer sieben Jahre ! und länger um angemessene Unterstützung oder ihre Anerkennung im Rahmen des OEG kämpfen müssen. Das schaffen kaum Gesunde, wie viel schwerer ist es da für die Betroffenen. Für sie bedeutet dies eine immer wiederkehrende Retraumatisierung!
Es ist ein Skandal, wenn viele Täter mit Frauen- und Kinderhandel weitgehend unbehelligt ein Vermögen verdienen, während viele Opfer von Sozialhilfe leben müssen; genauso ist es ein Skandal, wenn der Besitz von Kinderpornographie noch immer, wenn überhaupt, mit Geldstrafe verfolgt wird, die oft noch zur Bewährung ausgesetzt wird. Das ändert sich nun hoffentlich mit der neuen Gesetzesinitiave der Bundesregierung.
Eine aktuelle im Auftrag der Landesregierung NRW durchgeführte Expertise kommt zu der Aussage, dass Gewalt gegen Frauen und Kinder einer der größten Kostenfaktoren im Gesundheitswesen ist. Ungefähr ein Fünftel aller Frauen entwickelt aufgrund von Gewalterfahrungen Symptome, die zu hohen Kosten im Gesundheitswesen führen. Unter- und Fehlversorgung führen zu Chronifizierung und zu höheren Kosten! Schnelle und spezialisierte Hilfe sind folglich kostensenkende Maßnahmen. Und nicht zuletzt verringern sie das Leid der Opfer und erhöhen die Chance Gewalt zu beenden und Täter zur Verantwortung zu ziehen.
Ich habe große Achtung vor den Betroffenen, die es dennoch schaffen, ein einigermaßen sinnvolles Leben sich aufzubauen , sich einen Platz in unserer Gesellschaft zu erkämpfen und mit ihrer Vergangenheit leben zu lernen.
Gewaltüberlebende sind eben nicht nur Opfer sondern auch Nachbarn, Freunde, Mütter, Lebensgefährtin, Kollegin und ...und ...und ..
Ich hoffe, allen kann irgendwann eine Integration gelingen und überlebte Gewalt erinnerbare Geschichte werden.



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